/ Produktionsstandort ASEAN - Der neue "Place to be"?

Der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN – Association of Southeast Asian Nations) ist heute einer der erfolgreichsten zwischenstaatlichen Organisationen weltweit. Die ASEAN-Freihandelszone (AFTA – ASEAN Free Trade Area) umfasst zehn Mitgliedsstaaten. Innerhalb dieser Zone ist der innerasiatische Handel zwischen 2000 und 2017 um das 4-fache gestiegen, während im gleichen Zeitraum der globale Handel lediglich um das 2,8-fache gewachsen ist. Ein Hauptgrund für dieses Wachstum ist der Produktionssektor der ASEAN Volkswirtschaften, der mehr als 20% zum Bruttoinlandsprodukt der Märkte in Singapur, Indonesien, Malaysia und Thailand beiträgt. Der Sektor konnte zwischen 2016 und 2021 eine jährliche Wachstumsrate von 6,6 % verzeichnen und zieht wegen seiner geringen Betriebs- und Transaktionskosten immer mehr ausländische Investitionen an.
In den letzten Jahren verzeichnet sich eine Verlagerung von Produktionsstätten in die ASEAN-Länder, was nicht zuletzt auf die Pandemie zurückzuführen ist. Die weltweiten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, insbesondere steigende Löhne sowie verschärfte Vorschriften in China und der anhaltende Handelskrieg zwischen China und den USA, haben Unternehmen dazu veranlasst, ihre Standorte für die Herstellung und Beschaffung ihrer Produkte zu überdenken.
„Um resilienter gegen mögliche Störfaktoren von außen zu sein, haben viele Unternehmen aus Branchen von der Medizintechnik bis zur Unterhaltungstechnik, alternativ ihre wichtigsten Produktionsstandorte nach Südostasien verlegt. Dies ermöglicht ihnen, ihre Standorte zu diversifizieren und ihre Waren näher an den Absatzmärkten zu produzieren,“ schließt die Boston Consulting Group ihre neuste Analyse über den ASEAN-Produktionssektor ab.

Was hat ASEAN Ihrem Unternehmen zu bieten?
ASEAN arbeitet intensiv an der Beseitigung regionaler Hürden für internationale Produktionsunternehmen. Im November 2020 unterzeichneten 15 ostasiatische und pazifische Staaten das Handelsabkommen „Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP)“. Dieses Abkommen soll den Fluss von Fertigprodukten und Investitionen zwischen den südostasiatischen Ländern und seinen Handelspartnern China, Japan, Südkorea und Australien erheblich verbessern.
Arnoul d’Arschot, Head of Advisory & Business Development bei ALTIOS erläutert, dass es für internationale Unternehmen, die in den regionalen Märkten von ASEAN produzieren, noch immer herausfordernd sei, ihre Produkte von Land zu Land zu exportieren. „Das RCEP Abkommen allerdings ermöglicht leichteren Zugang zu den größten und am weitesten entwickelten Märkten in Asien und wird somit die Kosten für den Import von Produktionsmitteln senken. Unternehmen können so ihre Lieferketten einfacher aufbauen, um die unterschiedlichen Vorteile der Regionen zu nutzen.“
Die südostasiatischen Länder, die ASEAN bilden, sind nicht mehr länger nur kostengünstige Anlaufstellen für internationale Unternehmen, um ihre Produkte zu produzieren und zu wettbewerbsfähigen Preisen zurück nach Europa oder die USA zu exportieren. Die Märkte der ASEAN-Mitgliedsstaaten entwickeln sich nun auch zunehmend zu interessanten Absatzmärkten. Man geht beispielsweise davon aus, dass 2030 65% der regionalen Bevölkerung die Mittelschicht ausmachen wird. Tatsächlich brauchte Vietnam, ein aufsteigender Stern der Region, nur zehn Jahre, von 2010 bis 2019, um das BIP pro Kopf von 1629 Dollar auf 3419 Dollar zu erhöhen.
ASEAN bereitet zudem seine Mitgliedsstaaten auf die 4. industrielle Revolution vor. Es werden Strukturen aufgebaut, die es Produzenten in weniger entwickelten Ländern wie Indonesien oder den Philippinen ermöglichen, mit Anbietern aus Singapur zusammenzuarbeiten. So ist eine schnellere Anpassung an laufende Entwicklungen möglich. „Wenn ASEAN sein volles Potential ausschöpft, wird erwartet, dass die Region 2030 bis zu 600 Milliarden Dollar pro Jahr an zusätzlicher Produktionsleistung erwirtschaften wird. Außerdem wird davon ausgegangen, dass ausländische Direktinvestitionen in den Produktionssektor auf bis zu 22 Milliarden Dollar steigen und somit 140.000 neue Arbeitsstellen pro Jahr geschaffen werden“, fügt Arnoul d’Arschot hinzu.
Softbox: Produktion von innovativen und preisgekrönten Verpackungsystemen in ASEAN
Das innovative Verpackungssysteme Unternehmen Softbox hat seinen Sitz in Singapur, wo es seine preisgekrönten temperaturgesteuerten Verpackungslösungen an zahlreichen Produktionsstätten herstellt. „Unsere Systeme bieten eine hervorragende Lösung für Branchen, wie der pharmazeutischen Industrie, die die Temperatur ihrer Waren beim Versand streng kontrollieren müssen“, erklärt Christophe Guillot, Regional Manager Asia von Softbox. „Als Beispiel, 2020 haben wir ein spezielles System für COVID-19 Impfstoffe entwickelt, welche extrem niedrige Umgebungstemperaturen erfordern. Da wir spezielle Verpackungssysteme entwickeln und produzieren, ist es wichtig, dass wir mit innovativen und detail-orientierten Herstellern zusammenarbeiten,“ fügt Christophe Guillot hinzu.
Softbox profitiert enorm von der schnellen Anpassung im Produktionsbereich an Industrie 4.0 Lösungen in Singapur. Laut Christophe Guillot waren Softbox Lösungen anfangs nur für die einmalige Nutzung geeignet. „Allerdings legen wir derzeit besonderen Fokus auf die Nachhaltigkeit und Wiederverwendbarkeit unserer Produkte. Daher arbeiten wir an einem Sortiment, das mehrmals verwendet oder aufgearbeitet werden kann. Außerdem können wir mit den neuen Technologien die Tracking- und Kontrollmöglichkeiten verbessern. Kunden können beispielsweise einen besseren Einblick in die Temperaturregulierung und den Standort ihrer Produkte bekommen. Diese Anforderungen resultieren aus den extremen Herausforderungen der globalen Distribution. Unsere Technologie stellt sicher, dass die Produkte unserer Kunden ihren Bestimmungsort mit absoluter Integrität erreichen,“ erläutert Christophe Guillot.
Wie baut man eine Produktion in ASEAN auf?
Wenn Sie Interesse am Aufbau eines Produktionsstätte in eines der ASEAN-Länder haben, ist es wichtig, dass Sie eine genaue Vorstellung Ihrer Ziele in dieser Region haben und dann ein Land auswählen, das diese Voraussetzungen erfüllt. Arnoul d’Arschot erläutert, dass jedes ASEAN-Land einen anderen Ansatz fordere: „Die Länder haben sehr, sehr unterschiedliche Volkswirtschaften, die sich in unterschiedlichen Stadien des Wachstums befinden. Singapurs Wirtschaft ist zum Beispiel bereits sehr fortgeschritten, während sich Vietnam und Indonesien weiterhin in der Entwicklung befinden. Man kann ASEAN nicht als Ganzes oder mit nur einer einzelnen Strategie angehen. Es ist daher sehr wichtig, dass Sie als Unternehmen Ihre Ziele festsetzen und dann mit einem Partner, der über die richtige Expertise in dieser Region verfügt, zusammenarbeiten. Dies wird Ihnen helfen, das Land, das am besten zu Ihrem Unternehmen passt, auszuwählen und dort einen reibungslosen und schnellen Start zu vollziehen.“
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